Digital Accessibility: Aus realen Zugänglichkeitsproblemen digitale Chancengleichheit schaffen

Als sich mein Auto bei einem selbstverschuldeten Unfall überschlug, brach ich mir das Genick. Mit einem Mal war ich von der Brust abwärts gelähmt, ich verlor einen großen Teil meiner Unabhängigkeit und bekam stattdessen eine Menge Probleme im Hinblick auf Barrierefreiheit - Principal UX Consultant Marinus Ames spricht über die Relevanz des Engagements für mehr Barrierefreiheit im digitalen Bereich.

Ein Workaholic ohne Invaliditätsversicherung

Ich war fest entschlossen, trotz meines Unfalls weiterhin so viel wie möglich am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen. Online-Bestellungen fanden zu der Zeit immer mehr Zuspruch und ich bekam die Chance, in einer Agentur für Website-Design zu arbeiten. Bei der Gestaltung von Websites muss man jedoch mit allen möglichen Programmen arbeiten.

Mein Ziel war es, hinter einem Computer zu arbeiten, ohne ständig um Hilfe bitten zu müssen. Ich nahm die Herausforderung an und lernte schnell, eine Maus mit beiden Händen zu halten und zu klicken, während ich meine Hände nach links oder rechts neigte.

Die Herausforderungen

Es hat sich herausgestellt, dass es überraschend effektiv ist, als digitaler Designer zu arbeiten, aber es ist nicht alles gut und schön. So gibt es einige Herausforderungen mit den Softwares, die ich täglich benutze: Die Figma-Designsoftware erfordert beispielsweise, dass man die Leertaste gedrückt hält, während man die Maus zieht, um über die Leinwand scrollen zu können. Um einen Screenshot zu machen, will Apple, dass man Befehl, Umschalttaste und 4 gleichzeitig drückt. Und in der Software Miro brauche ich im Durchschnitt drei Versuche, um den hauchdünnen Scrollbalken mit meinem Mauszeiger zu greifen. 

Online-Bestellungen als wahres Geschenk

Während ich meine Mausfähigkeiten meisterte, stolperte ich über einen wahren Jackpot in puncto Bequemlichkeit - das Online-Shopping. Online-Bestellungen wurden mein Lebensretter, durch die ich den Herausforderungen des Einkaufens in Geschäften aus dem Weg gehen konnte. Doch während ich mich auf diese digitale Reise begab, konnte ich nicht umhin, die Unterschiede hinsichtlich der Zugänglichkeit verschiedener Websites zu bemerken. Ich wurde daran erinnert, dass der Grad der Zugänglichkeit oftmals noch immer von den Website-Betreibern abhängt.

Wenn mehr Barrierefreiheit gewährleistet würde, könnten ich und viele andere Kunden mit Behinderungen ohne weitere Hilfe bestellen. Ich plädiere also leidenschaftlich dafür, der Barrierefreiheit im Internet Priorität einzuräumen.

Mehr Unabhängigkeit für Kunden mit Behinderungen gewährleisten

Website-Betreiber denken oftmals wenig über die Barrieren und Herausforderungen nach, mit denen Nutzer mit Behinderungen konfrontiert sind, zum Teil, weil sie diese Probleme nicht selbst erleben. Sie müssen zum Beispiel nicht um Hilfe bitten, um einen Artikel in den Einkaufskorb zu legen. Das ist verständlich. Aber denken wir beispielsweise einmal an eine Großmutter, die Probleme mit unübersichtlichen Web-Schnittstellen hat, an einen Freund aus Kindertagen, der durch eine Krankheit behindert wurde, an einen Lieblingsneffen, der Legastheniker ist, an eine Freundin, die farbenblind ist, und an die Herausforderungen, denen sie beim Online-Shopping immer noch begegnen.

In der EU gibt es schätzungsweise 80 Millionen Menschen mit Behinderungen. Viele von ihnen haben beim Online-Einkauf Probleme mit der Zugänglichkeit. Die Betreiber von E-Commerce-Produkten haben nicht nur die Pflicht, dafür zu sorgen, dass die Website dem Europäischen Rechtsakt zur Barrierefreiheit (European Accessibility Act, EAA) entspricht. Sie haben auch die Chance, Menschen mit Behinderungen ein unabhängiges und integratives Leben zu ermöglichen.

So können Sie schon heute Barrierefreiheit fördern

Barrierefreiheit im Internet bedeutet, dass Websites so gestaltet und entwickelt werden, dass Menschen mit Behinderungen sie nutzen können. Im ersten Schritt können Sie ganz einfach überprüfen, ob Ihre Website eines dieser Zugänglichkeitsprobleme aufweist:

  • Nicht genügend Farbkontrast
  • Menüs/Navigationen, die die Barrierefreiheit nicht ausreichend berücksichtigen
  • Formulare, zu denen Menschen mit Behinderungen keinen Zugang haben
  • Hyperlinks, die keine Beschreibung haben
  • Nicht hilfreicher Alt-Text
  • Falsche Verwendung von Überschriften
  • Text innerhalb von Bildern
  • Nicht zugängliche PDFs auf Ihrer Website
  • Mangelhafter Zugang zur Tastatur
  • Tabellen, die ohne Rücksicht auf Barrierefreiheit formatiert wurden

Fazit

Spätestens mit dem Eintritt des Europäischen Rechtsaktes zur Barrierefreiheit 2025 ist das Thema aktueller denn je. Barrierefreiheit ist aber nicht nur eine Herausforderung und mit der Einhaltung von Vorschriften verbunden. Sie steht für soziale Verantwortung und kann die Kluft zwischen Inklusion und Isolation überbrücken. Helfen Sie mit, eine digitale Welt zu schaffen, in der sich jeder entfalten kann, indem Sie Hindernisse reduzieren und eine integrative Zukunft fördern.

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